Waldorf Largo: VST-Synth im Test


VST-Synth Waldorf Largo
VST-Synth Waldorf Largo

Für die klangliche Ausstattung des Largo hat man, so scheint es, einfach mal die Palette der erfolgreichen Waldorf-Synths abgegrast und ein Best-of zusammengezimmert: die Wavetables des Microwave und der Q-Serie und auch bei der Blofeld-Sound-Engine hat man sich einiges abgeschaut – warum auch nicht.

Unter der Haube werkeln drei Oszillatoren, zwei davon mit Suboszillator ausgestattet. Seitens der Wellenformen gibt es das Übliche: Puls, Sägezahn, Dreieck und Sinus – Puls und Sägezahn jeweils mit regelbarer Brillanz. Prinzipiell sind 265 Stimmen möglich, bis zu vier Layer pro Sound, Grenzen setzt nur die verfügbare CPU-Leistung. Wie von Waldorf nicht anders erwartet, wurde die Filtersektion großzügig ausgestattet: Das Ergebnis besteht aus einem Multimodefilter, der einerseits die klassische Trilogie aus Tiefpass/Bandpass/Hochpass jeweils mit 12 oder 24dB Flankensteilheit beherrscht, andererseits auch einen Kammfilter mit positiver oder negativer Rückkopplung bietet.

Ähnlich viel Aufwand wurde dem Thema Sättigung gewidmet, hier gibt es die Q-Verzerrerkurve und diverse Sättigungs-Modi sowie eine Sättigungs-Stufe pro Filter. Dazu, wie soll es anders sein, eine umfangreiche Modulationsmatrix, Hüllkurven- und Effekt-Sektion (Chorus, Flanger, Phaser, Delay und Reverb, dazu ein Distortion-Effekt und ein sehr guter, unwahrscheinlich griffiger 4-Band-EQ). Das alles verpackt in ein stringentes GUI-Design, was die großen Silber-Potis der aktuellen Waldorf-Hardware-Kollektion aufgreift und das in toto das enorme klangliche Potential des Largo sehr gut bedienbar macht.

Anders als unzählige VST-Synths ist Waldorf mit dem Largo ein echter Charakter-Synth gelungen. Die Sounds klingen unheimlich kraftvoll, lebendig. Gerade weil sie Ecken und Kanten haben und nicht völlig glatt geschmirgelt sind. Hier zeigt sich die Waldorf-Klangphilosophie, die bekanntlich eher zum kraftvollen Pinselstrich als zur fein ziselierten Bleistiftskizze tendiert. Actionpainting in Sachen Sound macht mit dem Largo jedenfalls großen Spaß, die Wavetable-Sektion und der Kammfilter erweitern das Spektrum enorm gegenüber einfachen subtraktiven Synths. Die breite Palette an Modulationsmöglichkeiten und die opulenten Sättigungs- und Distortionmöglichkeiten zusammen mit dem exzellenten Multimode-Filter lassen erahnen, wie groß das Soundareal ist, das man mit dem Largo erschließen kann. Selten einen VST-Synth mit so viel Wiedererkennungswert gehört, der gleichzeitig die Diskussion Hardware vs. Software völlig obsolet erscheinen lässt. Viel Waldorf-Sound für wenig Geld, das Ding wird viele Freunde finden, da bin ich mir sicher

Update: Mittlerweile ist die Version 1.5 erschienen, die unter anderem einen verbesserten Arpeggiator, 500 neue Sounds, ein paar neue Effekte und einen Browser bringt

  • Preis: 199 Euro
  • Voraussetzungen:
    • Windows XP oder besser,
    • Intel Pentium 3,
    • 1 GHz oder besser,
    • Mac OS X 10.3.9 oder besser,
    • PowerPC: G4, 800 MHz oder besser,
    • VST 2.0 oder AudioUnit 2.0 kompatible Hostsoftware.

Dieser Artikel erschien in der DE:BUG.


Eine Antwort zu “Waldorf Largo: VST-Synth im Test”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert