Synthesizer samplen: SampleRobot


Funky Automatismus: SampleRobot sampelt wie von selbst Hardware-Synths in den Rechner. Unfassbar, aber wahr.

Sample Robot
Sample Robot

Bei SampleRobot handelt es sich nicht um das 42.000 VST-PlugIn. Nein, hier hat sich mal jemand gründlich Gedanken um den Studioalltag und seine Anforderungen gemacht und eine eigenständige Softwarelösung geschaffen. Es geht ums Sampeln. Das Grundprinzip der elektronischen Musik gestaltet sich ja in der Praxis äußerst öde, langweilig und zeitaufwändig: Aufnahmestart, Soundquelle anspielen, Aufnahmestopp, Sample zurechtschneiden, speichern, nächstes Sample. Soll es ein Multisample werden, vielleicht sogar mit verschiedenen Layern, steht noch einiges an Gefrickel an, bis die Samples richtig auf das Ton- und Dynamikspektrum gemappt sind. Das ist ungefähr so spannend wie Sockensortieren. Gähn. Wie oft passiert es, dass man nach einer längeren Sample-Session keinen Elan mehr zum eigentlichen Musizieren hat.

Der Ausweg aus diesem Dilemma ist SampleRobot, die nur wenige MB große Software der Firma Skylife. Mit ihr lassen sich auch aufwändige Sample-Orgien mit wenigen Klicks automatisieren, insbesondere wenn es sich um das Absamplen von Sounds aus midifähigen Synthesizern handelt. Dabei ist die Vorgehensweise denkbar einfach: Man legt ein Projekt an, welches dann die aufzunehmenden Multisampels enthält. Hierbei lassen sich, sind erst mal die Midiquelle und der Audioeingang ausgewählt, zahlreiche Parameter einstellen. Hauptsächlich Schwellenwerte, die festlegen, wie sensibel abhängig von der Dynamik des gewünschten Sounds Start- und Endpunkt der Sampels gesetzt werden. Klar, ein fein zieselierter Pad-Sound braucht andere Einstellungen als ein knackiger Bass. Wem dies zu viel Detailarbeit ist, der kann bei der Version 1.5, die sich momentan noch in der Beta-Phase befindet, bequem auf einen Preset-Manager zurückgreifen. Hier sind für gängige Anwendungen wie Bass- oder Klaviersounds vorgefertigte Presets vorhanden, die zuverlässig die Kleinarbeit in Sachen Parametereinstellung übernehmen. Natürlich kann auch festgelegt werden, wie viele Sampels pro Multisample aufgenommen werden sollen, wobei praktischerweise sogar die voraussichtliche Größe des Multisampels direkt angezeigt wird.

Der SampleRobot im Praxistest

Bei meinem kleinen Praxistest habe ich mich entschieden, einen Basssound vom Waldorf Puls abzusampeln. Also das Preset für die Aufnahme von Basssounds ausgewählt, Midi-Kanal eingestellt, Multisampel benannt und auf Record geklickt und los geht’s. Etwa zwei Minuten später hatte SampleRobot den Sound einmal durch alle Oktaven angespielt und aufgenommen. Exportieren kann das Programm die Multisampels übrigens im Soundfont-2-Format sowie als .xml-File, zum Beispiel für Steinbergs Halion Sampler. Eine Funktion zum Exportieren für den Reason Sampler NN-XT ist auch vorhanden, allerdings in der Beta-Version 1.5 noch disabled. Nach dem Exportieren meines Waldorf-Basssounds lässt er sich in Halion direkt per Ctrl+V einfügen, da SampleRobot die Mappingdaten nach dem Export in die Zwischenablage kopiert. Alle Sampels sind tight geschnitten und perfekt auf die Klaviatur gemappt – einfacher und bequemer geht’s nicht.

Funktionalität und Interface

Für aufwändigere Sampleaktionen verfügt Samplerobot wie erwähnt über eine große Vielfalt an Parametern, die sinnvoll und weitestgehend selbsterklärend in das gelungene Interface integriert wurden. Auf den Kritikpunkt, dass die Werte bei hoher Bildschirm-Auflösung teilweise recht schlecht lesbar waren, hat Skylife mittlerweile reagiert: einfach F11 drücken und der Samplerobot wechselt in eine größere Darstellung. Auch unterstützt er jetzt alle Modi des ASIO 2-Standards – Aufnahmen in 192 kHz/ 32bit steht also nichts mehr im Wege. Auch soll man mit dem endgültigen Release der Version 1.5 mittels eines virtuellen Midikabels auch Softsynth bequem sampeln können, was das Anwendungsspektrum der Software noch einmal gehörig erweitert.

Fazit

SampleRobot ist eine originelle und durchdachte Softwarelösung für eine der langweiligsten Aufgaben beim Produzieren. Mit der Version 1.5 wurden zudem die letzten Kritikpunkte der 1.0er Version weitgehend ausgeräumt. Für knapp 250 Euro bekommt man damit einen wertvollen Helfer für den Studioalltag. Mal sehen, wenn die Anzahl von Synthie-Verkäufen bei eBay in nächster Zeit zunimmt, dann ist SampleRobot dran schuld. Kaufen, absampeln, verkaufen, mit diesem Tool kein Problem. Ich gehe jetzt mal zum nächsten Musikgeschäft, einen Nordlead zum … äh … Testen ausleihen.

Dieser Artikel erschien in der DE:BUG.


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