Sylenth1: VST-Synth aus Holland im Test


Eine neue Softwareschmiede aus Holland hat mit dem Sylenth1 einen VST-Synth vorgelegt, der Maßstäbe setzt: mit einem Klang, der unter virtuell-analogen Kollegen seines Gleichen sucht, kombiniert mit einer verblüffenden Bescheidenheit in Sachen CPU-Hunger. DAW-Herz, was willst du mehr?

 

VST-Synth Sylenth1
VST-Synth Sylenth1

Ein neuer VST-Synth! Na und!? Ein nahe liegender Gedanke angesichts der aktuellen Welle an Neuerscheinungen und überarbeiteten Versionen. Doch hier lohnt sicht das genaue Hinsehen. Zwar mag die etwas spröde geratene Optik abschreckend wirken, trotzdem trumpft der Sylenth1 mit etwas auf, das viele Produkte renommierter Software-Hersteller derzeit vermissen lassen: ein kompromisslos guter Klang und ein erstaunlich schonender Umgang mit den Systemressourcen. Ebenfalls erfrischend: Der Sylenth1 folgt nicht dem Trend, statt guter Grundsounds halbe Tracks in die Presets zu packen. Drückt man bei NIs FM8 beispielsweise eine Taste, ertönen Sequenzen, die eigentlich schon fast zu komplett sind, als dass sie sich nahtlos in einen eigenen Track fügen würden. Wärend man hier die meiste Zeit mit dem Rück- und Umbau der Presets vergeudet, bringen einen die Sounds des Sylenth1 auf eigene Ideen und sind mit wenigen Handgriffen da, wo man sie haben möchte.

Die Klangarchitektur

Der Aufbau des Sylenth1 ist klassisch: vier Oszillatoren, die jeder für sich acht Unisono-Stimmen erzeugen können. Das sind bei 32-facher Polyphonie gleichzeitig 512 Stimmen. Hier liegt wohl die Erklärung für die vielschichtigen Sounds des Sylenth1. Den Oszillatoren ist die Filtersektion nachgeschaltet, deren ohnehin wunderbar griffiger Klang dank eines „Drive“-Reglers zusätzliche Sättigung verpasst werden kann. Für je zwei Oszillatoren steht ein Filter zur Verfügung, wobei die Filter auf Wunsch auch gemeinsam bedient werden können. Bevor das Signal die Effekt-Sektion erreicht, stehen pro Oszillatoren-Pärchen eine Lautstärkenhüllkurve sowie insgesamt zwei LFOs und vier Modulations-Slots zur Verfügung. Die Effekt-Sektion befindet sich praktischerweise in einem eigenen Display in der Mitte der Bedienoberfläche. Wer will, kann dem Signal nun mit Distortion, EQ, Delay, Reverb und einem Kompressor zu Leibe rücken.

Sound und Performance

Was am Ende rauskommt, überzeugt auf ganzer Linie: glasklar, druckvoll, klanglich nahezu eine Klasse für sich. Auch wenn viele Presets eher für Trance-Produzenten gemacht zu sein scheinen – das kennt man ja von Access’ ”Virus“ oder Waldorfs ”Pulse“ – so ist die Trefferquote bei den ca. 300 mitgelieferten Sounds sehr hoch. Egal was man auch anstellt, die CPU bleibt konstant im grünen Bereich: Selbst mit 13 Instanzen unter Cubase auf einem 2Ghz-Athlon kam ich nicht über 25 Prozent Auslastung hinaus. Zum Vergleich: Mit Native Instruments FM8 habe ich auch schon 75 Prozent Prozessor-Auslastung auf einem MacBook mit 2-Ghz-Dualcore-CPU erzeugt – und das mit einer Instanz!

Fazit

Einzige Schwachstelle des Sylenth1: Bei der Parameter-Einstellung per Maus hakelt es da und dort noch etwas. So ist zum Beispiel die Wellenform-Auswahl nur mit Auf-und-ab-Bewegen der Maus bei gedrückter Taste möglich. Hier schafft hoffentlich die in wenigen Wochen erscheinende Version 1.20 Abhilfe. Diese spendiert dem Sylenth1 neben kleineren Bugfixes auch einen neuen Effekt (Chorus/Flanger) sowie einen Arpeggiator, was diese kleine Wunderkiste dann vollends rund macht.

Dieser Artikel erschien in der DE:BUG.


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