D16 Drumazon: VST-Drummachine und gepimpte 909


 

In Polen kümmert sich die kleine Firma D16 um das Weiterleben von Roland-Legenden wie der TR-808 oder der TB-303 im PlugIn-Format. Damit sind sie nicht die Ersten, die Emulationen der alten Kisten ist dafür aber mehr als überzeugend. Das neueste Produkt: Drumazon: eine aufgebohrte 909.

 

Drumazon VST-Drummachine
Drumazon VST-Drummachine

Alles was eckig ist und ein paar Knöpfe hat, wird ja heutzutage gerne als Software-Emulation auf den Markt geworfen. Das galt bislang hauptsächlich für Synthesizer, bei analogen Drummachines war das Angebot erstaunlich mager. Seit Propellerheads’ Rebirth erschien, ist nicht mehr wirklich was passiert. Jetzt macht sich die polnische Softwarefirma D16 daran, die alten Roland-Legenden ins VST-Rack zu hieven.

Als Erstes hat sich D16 die Mutter aller Drummachines vorgenommen, Rolands TR-909. Als VST-Instrument hört sie auf den Namen Drumazon. Die Klangarchitektur wurde dabei detailgetreu nachgebaut. Das Design auch, doch das musste aufgrund einer Intervention von Roland wieder abgeändert werden. Die Klangerzeugung einer analogen Drummachine ähnelt im Grunde sehr der eines klassischen Synthesizers, sprich der subtraktiven Synthese. So besteht beispielsweise die Kick aus Sinuswellenformen, die durch VCAs und (entsprechend schnelle) Hüllkurven in die gewünschte Form gebracht werden. Gleiches gilt auch für die Snare, wobei hier ein Weißrauschen als Ausgangsmaterial zu Grunde liegt. Während Rolands TR-808 noch ausschließlich auf derart analog erzeugten Drumsounds basierte, folgte die 909 bereits dem Trend, immer mehr Sounds samplebasiert zu integrieren.

Die Ausstattung

Wie beim großen Vorbild so werden also auch bei der Drumazon-Emulation Kick, Snare, die drei Toms (lo/mid/hi), Rimshot und Clap (virtuell) analog erzeugt, die restlichen Sounds (offene und geschlossene HiHat, Crash und Cymbal) dagegen sind Sampels. Nun mag eine derart spartanische Klangausstattung im Softwarebereich etwas anachronistisch wirken, doch manchmal ist weniger eben mehr. Zumal D16, da wo es Sinn macht, dem Drumazon durchaus ein kleines Mehr an Funktionen spendiert hat. So lässt sich im Gegensatz zum Original etwa der Rauschanteil der Clap steuern. Dankenswerterweise verfügt die Emulation dazu über eine ausgefuchste Presetverwaltung und einen kleinen integrierten Preset-Browser. Dieser erlaubt ohne viele Klicks, entweder ein ganzes Kit zu laden oder nur die Parameter einzelner Instrumente zu verändern. Eine Random-Funktion ist ebenfalls an Bord. Dass jeder Sound einem eigenen virtuellen Output zugeordnet werden kann, erlaubt später ein komfortables Abmischen beziehungsweise erleichtert die Eingliederung der Sounds in den Mix.

Der interne Sequenzer

Klar, keine Drummachine ohne integrierten Sequenzer, sonst würde das Beatsbasteln ja auch nur halb so viel Spaß machen. Auch hier hält sich D16 konsequent an das Original, die Groove-Quantisierung beziehungsweise der Swing-Faktor kann über einen Shuffle-Regler eingestellt werden, dazu steht für jeden Step noch der Flame-Parameter zur Verfügung, womit kurze Sound-Dopplungen erzeugt werden können, zum Beispiel für Snare-Rolls. Der Sequenzer verfügt dabei über drei Spielmodi: Chain, Normal und Free. Im Chain-Modus werden mehrere Pattern fortlaufend hintereinander abgespielt, im Normal-Modus hingegen wird jedes Pattern einer Midi-Note zugeordnet und nur abgespielt, wenn diese fortlaufend gedrückt gehalten wird. Im Free-Modus reagiert der Drumazon zusätzlich auf den Velocity-Wert der Noten: Ist er größer als 100, wird der Pattern gestartet, ist er kleiner als 100, wird die Wiedergabe gestoppt, ein Modus also, der sich im Live-Einsatz als praktisch erweisen könnte.

Der Sound

Der Klang der Drumazon-Emu ist mehr als solide. Die Sounds klingen knackig und haben einen gewissen Punch, der ihnen im Mix eine gute Durchsetzungsfähigkeit erlaubt. Die flexiblen Einstellungsmöglichkeiten machen sich hier wohltuend bemerkbar. Allerdings kommt die Kick nicht ganz an den Original-Wumms der TR-909 heran. Trotzdem gelingen mit dem Drumazon im Handumdrehen wunderbar jackende Oldschool-Grooves, die man mit einer Hand voll originaler 909-Samples nicht so einfach hätte zusammenbauen können. Und bei einem mit 129 Euro derart attraktiven Preis ist diese Emulation auf jeden Fall einen Test wert.

Dieser Artikel erschien in der DE:BUG.


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